von Dr. Markus Stuhrmann, mit freundlicher Unterstützung von Dr. Uwe Busch und Marcel Michels
1906 wurde bereits auf dem 2. Deutschen Röntgenkongress in Berlin die Gründung einer Bibliothek der Deutschen Röntgengesellschaft beschlossen:
„In seiner gestrigen Sitzung ist der Ausschuß [sic] zu der Überzeugung gekommen, daß [sic] es notwendig ist, schon jetzt an die Gründung einer Bibliothek und einer Sammlung zu denken. Im Auftrage des Ausschusses unterbreite ich Ihnen daher folgenden Antrag ´Die deutsche Röntgen-Gesellschaft beschließt die Gründung einer Bibliothek und bittet alle Mitglieder, zum Ausbau derselben nach Kräften beizutragen. Die Verwaltung wird vorläufig der Berliner Röntgen-Vereinigung übertragen´." [1]
Ein Jahr später, auf dem 3. Kongress, erfolgte die Wahl zu einem „Sonderausschuß [sic] für die Bibliothek“. Mitglieder waren Max Immelmann (Vorsitz), Hermann Rieder, Paul Krause und Hermann Gocht. Die Aufgabe der Bibliothek war, das gesamte Schrifttum zur Röntgenologie und deren angrenzenden Gebiete für die Forschung bereitzustellen.
Viele Mitglieder stellten Bücher und eigene Publikationen in Form von Sonderdrucken zur Verfügung. Wichtig war auch, dass viele Verlage ein Exemplar ihrer Neuveröffentlichungen der Bibliothek schenkten. Dies gilt bis heute für den Georg Thieme Verlag. Bereits im Jahre 1910 wies der Katalog (jeweils veröffentlicht im Anhang des Kongressbandes) einen Bestand von ca. 500 Bänden auf.
Die Bibliothek der DRG hatte über die Jahrzehnte einen wechselnden Standort: Zunächst war sie im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin (dem Sitz der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und der medizinischen Gesellschaft in Berlin, nach dem 2. Weltkrieg über viele Jahre Sitz der Volkskammer der DDR) untergebracht. 1928 wurde Sie in das Institut für Strahlenforschung der Universität Berlin in der Luisenstraße verlegt. Als im Jahre 1936 in München das Röntgenamt der DRG gegründet wurde, ist die Bibliothek nach dort überführt worden. Bedingt durch die Kriegseinwirkungen ist der größte Anteil des Bibliotheksbestandes verloren gegangen. Herr Dr. Th. Becker, Gräfelfing, ist es zu verdanken, dass mit den Bibliotheksbänden der früheren Gesellschaft Röntgenianum in München der Grundstock für den Wiederaufbau der Bibliothek gelegt werden konnte [3,4].
1951 beauftragte die DRG Herrn Prof. Robert Janker (geb. 1894, gest. 1964) mit dem Wiederaufbau der Bibliothek. Er stellte dazu geeignete Räume in seinem Röntgeninstitut in der Baumschulenallee 6 in Bonn, inklusive einem Konferenz- und Leseraum sowie einem Gästezimmer, zur Verfügung.
Die Bibliothek im Röntgeninstitut von Prof. Robert Janker in der Baumschulenallee 6 in Bonn.
Im Jahr 1962 stand der nächste Umzug an: Prof Lothar Diethelm (geb. 1910, gest. 2000) vom Institut für Klinische Strahlenkunde der Universität Mainz übernahm die Leitung der Bibliothek, der Buchbestand wechselte von Bonn nach Mainz. [4]
Und schließlich die letzte Station der Reise der Bibliothek: Seit 1987 befindet sich der Buchbestand im Archiv des Deutschen Röntgen-Museums in Remscheid-Lennep. Wer hier Gelegenheit zum Stöbern findet, kann sich einfangen lassen von dem Aufwand und der Liebe zum Detail, die die Radiologinnen und Radiologen der 1. und 2. Generation sowie die Verlage in die Gestaltung der Lehrbücher und Monografien gesteckt haben. Auch wenn viele konventionelle Röntgenverfahren bereits ausgestorben sind, ist es doch erstaunlich, was die Diagnostiker aus den Röntgenaufnahmen des Skelettsystems und der Lunge herausgelesen haben. Ein Wissen, das über die Zeit vielfach verloren gegangen ist, da ja heutzutage gleich die Schnittbilddiagnostik eingesetzt wird.
Von den vor dem 2. Weltkrieg erschienen Büchern zur Röntgendiagnostik sind nur wenige Exemplare erhalten geblieben und damit noch verfügbar. Der heutige Nutzen der Bibliothek liegt darin, den noch verfügbaren Bestand zu erhalten und Interessierten zur Verfügung zu stellen, auch als Quelle für historische Betrachtungen und Nachforschungen. Dazu kann auch die Sammlung des Verfassers dieser kurzen Übersicht dienen, bestehend aus ca. 800 Bänden zur Röntgendiagnostik von 1896 bis 1979 und ca. 100 Büchern über Historisches in der Radiologie.
Die Bibliothek der DRG besteht aus über 7.000 Bänden: Den Kern bilden Lehrbücher und Monografien zur Röntgenphysik, Röntgendiagnostk und Strahlentherapie. Ferner liegen viele Bände aus allen Grenzgebieten, in denen Röntgenstrahlen Anwendung finden, vor. Schließlich kommen noch ca. 40 Fachzeitschriften, darunter die RöFo seit dem 1. Band 1897 sowie Dissertationen und Habilitationen dazu. Über die Jahre sind viele Bücher mehrfach vorhanden, diese Buchduplikate werden gerne (gegen eine kleine Spende an die Fördergesellschaft) abgegeben.
Quellen:
[1] Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft, Kongress am 1. und 2. April 1906 in Berlin, Seite 23
[2] Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft, 3. Kongress am 31.März und 1.April 1907 in Berlin, Seite 7-9
[3] 50 Jahre Deutsche Röntgengesellschaft 1905-1955, Festschrift zum Jubiläumskongress 16.-19. Oktober in München, Seite 41f.
[4] Heinz Goerke, Fünfundsiebzig Jahre Deutsche Röntgengesellschaft, Georg Thieme Verlag 1980, Seite 143f.
![Die Abbildung gibt einen Auszug aus der am 31. März 1907 in der Sitzung der DRG beschlossenen Bibliotheksordnung wieder.[2]](https://cdn.drg.de/media/image/38299/100p/Bibliotheksordnung-3-Roentgenkongress-1907.jpg)